
Wer ist der durchschnittliche Bewerber in Deutschland?
Wie sieht der durchschnittliche Bewerber in Deutschland aus? Aus welcher Branche kommt er oder sie? Wir haben fast 700.000 User-Daten analysiert und verraten es Ihnen.
Wir in den Medien:
Heute schwer vorstellbar, aber trotzdem wahr: Mitte der 50er Jahre gab es in Westdeutschland eine hitzige Wirtschaftsdebatte um nichts anderes als die Einführung der 40 Stunden Arbeitswoche. Am 1. Mai 1955 sagte Wirtschaftsminister und Vater des Wirtschaftswunders Ludwig Erhard zum Beispiel, dass sich „die westdeutsche Wirtschaft [...] den Luxus der 40-Stunden-Woche vorläufig nicht leisten” könne. Vielleicht in der Zukunft, überlegt er.
Aus heutiger Sicht sind solche Aussagen natürlich befremdlich, aber gleichzeitig sind sie auch sehr bekannt. Nimmt man den Namen und das Datum weg, könnte die Aussage glatt aus heutiger Zeit stammen, nur eben nicht über die 40-Stunden-Woche, sondern über die 4-Tage-Woche.
In der Corona-Pandemie wurden immer mehr alternative Arbeitsmethoden ausprobiert und diese werden jetzt von jüngeren Generationen in der Arbeitswelt eingefordert. Dazu zählen Homeoffice, Gleitzeit und auch das Ende der 40-Stunden-Woche. Was wird stattdessen gefordert? Sehen wir uns das ganze mal an.
Wir arbeiten nicht schon immer 5 Tage 8 Stunden am Tag. Die uns bekannte Arbeitswoche gibt es sowohl in West- und Ostdeutschland erst seit Mitte der 60er Jahre. Davor gab es zwar Modellversuche und Firmen, die freiwillig auf 5 Tage umgestellt hatten, aber keine gesetzliche Regelung. Deutsche Angestellte arbeiten nach dem Krieg mehr als in allen anderen europäischen Nachbarländern.
Egal, ob bei der Umstellung von 7 Tagen auf 6, 12 Stunden auf 8 pro Tag oder eben dann 6 Tagen auf 5, bei einer Änderung der geregelten Arbeitszeiten sahen Wirtschaftsexperten immer den Untergang herbei. In 1922 zum Beispiel erklärte ein Abgeordneter der Deutschen Volkspartei den 8-Stunden-Tag als „wirtschaftliches Unglück.” In 1955 wurde in der Debatte um die 5-Tage-Woche eine extreme Preissteigerung vorhergesagt, die dann Arbeitnehmern schaden würde.
Dass das alles nicht passiert ist, wissen wir natürlich jetzt. Denn die meisten von uns kennen außer dem 5-Tage-, 8-Stunden-Tag kein anderes Arbeitszeitmodell. Seit über 60 Jahren arbeiten wir also nun schon so und das, obwohl die Technologie sich in dieser Zeit stark entwickelt hat. Viele fragen sich: Ist das fair?
Nein, sagen jetzt vor allem jüngere Generationen, die vielleicht ein paar Jahre schon im Arbeitsmarkt verbracht haben, oder gerade erst einsteigen. Dafür gibt es verschiedene Gründe und nein, sie haben nicht damit zu tun, dass junge Leute nicht arbeiten wollen.
All dies führt dazu, dass Arbeitssuchende in Stellenausschreibungen nach alternativen Arbeitsmodellen suchen oder in Vorstellungsgesprächen danach fragen. Arbeit ist nicht mehr der Mittelpunkt des Lebens, wer Fachkräfte anziehen möchte, muss auch etwas bieten können. Und wer Vorteile wie z.B. Homeoffice wieder zurücknimmt, der kann mit vielen Kündigungsschreiben rechnen.
Also, welche Alternativen gibt es?
Als in den 1960ern die 5-Tage-Woche eingeführt wurde, da war es noch normal, dass eine Person im Haushalt (meistens die Frauen) sich um alle Angelegenheiten und Kinder kümmert, daher schienen 2 freie Tage die Woche genug. Heutzutage ist das kaum mehr möglich, denn auch mit zwei Einkommen kann es aufgrund hoher Mietpreise schwer sein, komfortabel zu leben. Zeit umzudenken?
Hier drei Optionen, die die 40-Stunden-Woche in Zukunft ablösen könnten:
Von der spanischen Regierung bereits hitzig diskutiert, ist die 4-Tage-Woche der größte Konkurrent zur 40-Stunden-Woche. So wie wir von 7 auf 6 und dann von 6 auf 5 Tage verkürzt haben, so wird hier einfach auf 4 Tage reduziert. Das macht dann eine wöchentliche Arbeitszeit von wenigstens 32 Stunden, während in Spanien doch noch über 37, 5 Stunden diskutiert wird.
Europa- und weltweit werden Modelle in Firmen getestet, ohne dass es gesetzlich verpflichtend wäre. Die Resultate haben gezeigt, dass Arbeitnehmende zufriedener sind, während Manager nicht das Gefühl hatten, dass Produktivität verringert wird. Hier sind die Vorteile einer verkürzten Woche:
Dazu kommt noch, dass Arbeitnehmende diese neuen Arbeitszeitmodelle genau aufgrund dieser Vorteile suchen. Ich habe das selbst bei der Arbeitssuche erlebt. Auf eine Stelle in einer Firma mit einem Modell, das entweder Freitag ganz frei gibt, oder Donnerstag und Freitag nur 4 Stunden arbeitet, bei vollem Lohn, gab es außer mir noch 300 Bewerbungen. Wer Fachkräfte möchte, muss also modern denken.
Zweifler an der Arbeitszeitverkürzung sagen immer wieder, dass sich die 4-Tage-Woche nicht auf jeden Berufszweig anwenden lässt. Pflegekräfte und Handwerker werden dringend gebraucht, sind meist unterbesetzt und sollen dann noch weniger arbeiten? Aber gerade diese Jobs bräuchten längere Ruhephasen, da sie wichtige Arbeit für die Gemeinheit durchführen und dafür topfit sein sollten.
In Deutschland schon weit verbreitet ist das Modell der Gleitzeit. Damit können Arbeitnehmende ihren Arbeitstag selbst einteilen und entscheiden, wann sie anfangen und aufhören möchten. Es gibt immerhin Morgenmuffel und jene, die sich nachmittags nicht mehr konzentrieren können. Für beides kann hier eine Lösung gefunden werden.
Komplett frei ist man bei der Wahl aber nicht, denn es gibt meist Kernzeiten, in denen von Arbeitnehmenden erwartet wird, dass sie bei der Arbeit sind. Darin liegen dann zum Beispiel Meetings. Und auch mit Gleitzeit werden immer noch 8 Stunden Arbeit für 5 Tage die Woche erwartet. Es ist also ein bisschen besser als die strikte 9-5 Arbeitszeit, aber unterscheidet sich sonst wenig.
Ein anderer Vorschlag ist eine 5-Tage-Woche beizubehalten, aber dafür die Arbeitszeit zu verkürzen. In Schweden wird das zum Beispiel schon seit der Pandemie mit großem Erfolg von einigen Unternehmen durchgeführt. Der Versuch hat gezeigt, dass eine Verkürzung der Arbeitszeit nur um 2 Stunden schon Mitarbeiterzufriedenheit und Produktivität steigern kann.
Experten sagen schon lange, dass sich ein Mensch nicht länger als 3-4 Stunden pro Tag konzentrieren kann. Der Rest der Arbeitszeit wird oft genutzt für Pausen, Gespräche oder Nichtstun, um die Arbeitszeit abzusitzen. Viel Arbeitnehmer-Freundlicher wäre es, wenn man einfach nach Hause gehen könnte. Denn die Aufgaben werden oft auch in 6 Stunden vollständig erledigt.
Gerade für Pendler ist das auch von Vorteil, da sie oftmals noch lange Fahrtwege hinter sich bringen müssen, die den Tag noch zusätzlich verkürzen. Natürlich könnte das auch verhindert werden, indem mehr Homeoffice angeboten wird.
Obwohl alle Testmodelle für diese drei Optionen gezeigt haben, dass Mitarbeitende zufriedener sind und Firmen keine Wirtschafts-Einbußen machen, wird von der Politik immer wieder verlangt, dass mehr gearbeitet wird. Aber die oben genannten Debatten im Reichs- und Bundestag bei Einführung des 8-Stunden-Tages und der 5-Tage-Woche zeigen, dass diese Argumente recycelt oder im besten Fall veraltet sind.
Die 5-Tage-Woche oder jedenfalls die 40-Stunden-Woche wird früher oder später ein Ende finden. Automatisierung, Technologie und gerade KI werden längere Arbeitszeiten unnütz machen. Überarbeitung und der Rückgang von Geburten werden längere Arbeitszeiten zur Kürzung zwingen. Vielleicht dauert es 10 Jahre, wie es bei der Einführung der 5-Tage-Woche auch gedauert hat.
Gleichzeitig werden in dieser Zeit immer mehr Firmen auf ein alternatives Modell umstellen, um Fachkräfte zu finden und für lange Zeit an sich zu binden. Jüngere Generationen werden diese Freiheiten einfordern und nur so bei der Arbeit ihr Bestes geben. Wer darauf hofft, dass Generation Z wie die Nachkriegsgeneration arbeiten möchte, der täuscht sich.
Die 5-Tage-Woche hat der Wirtschaft nicht den Untergang gebracht, im Gegenteil, die Mitarbeitergesundheit wurde gesteigert und Arbeitende wurden zufriedener. Hätte es keinen Vorteil für Firmen gegeben, dann hätten sie es niemals freiwillig implementiert. Gleiches gilt für die 4-Tage-Woche oder den 6-Stunden-Tag. Unternehmen, die diese Systeme bereits nutzen und nur positive Rückmeldung geben, würden dies nicht tun, wenn sie wirtschaftlich Schaden nehmen würden.
Also, Zeit, sich von der 40-Tage-Woche zu verabschieden. Sie wird bald einer Vergangenheit angehören, über die unsere Enkel später Artikel schreiben und denken “Darüber wurde in 2025 noch diskutiert?”
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Denise Hoferichter ist Autorin und Karriere-Expertin. Ihre Leidenschaft, Arbeitssuchenden dabei zu helfen, den idealen Job zu finden, führt sie dazu, prägnante, leicht verständliche und auf aktuellen Fakten basierte Artikel über das Schreiben von Lebensläufen zu verfassen. Mit einem Masterabschluss in Sprachwissenschaft widmet sich Denise der Bereitstellung sachlich korrekter Informationen, du auf den neuesten Studien basieren und führt ihre Leser auf LiveCareer dazu, die genauen Bedürfnisse von Personalverantwortlichen nach den redaktionellen Leitlinien von LiveCareer zu verstehen.
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